Neckarsteinach - die Vierburgenstadt - Teil 1 die Stadt

Neckarsteinach

auch als Vierburgenstadt bezeichnet, liegt im südlichsten Teil Hessens und gehört zum Kreis Bergstraße. Erste Erwähnung 1142, Einwohner ca. 3900. Stadtteile: Darsberg, Grein und Neckarhausen. 

Die Schifffahrt hat eine über 800-jährige Tradition, Neckarsteinach ist An- und Abfahrtspunkt der Weißen Flotte. Im Industriegebiet befindet sich die 1738 gegründetet Binnenschiffwerft, in der bisher über 100 Schiffe gebaut wurden. 

Auf dem Weg vom Bahnhof zur Stadt liegt der Friedhof. Am Eingang des Friedhofes steht eine große, mächtige Kastanie, ich erschrak wie sehr diese von der Miniermotte befallen war, nein ich wollte dieses Elend nicht fotografieren. Die Larven der Miniermotte zerstören mit ihrer Gefrässigkeit die Leitungsbahnen der Blätter und somit die Wasserversorgung, die Blätter trocknen aus und werden braun. Vom unteren Friedhofseingang hat man einen guten Blick zu der Vorder- und Mittelburg, beide in privatem Besitz. Nach stillem Gedenken  weiter zur Stadtmitte.

Die Steinach

Von der Quelle in Siedelsbrunn in 490 Meter Höhe, fließt die Steinach 24 km durch das Steinachtal im südlichen Odenwald bis zu ihrer Mündung hier in den Neckar. Dieser Zusammenfluß gab der Vierburgenstadt ihren Namen. 

Die Steinach galt bis zum Beginn des 20. Jhdt. als einer der wichtigsten Floßbäche am Neckar, über den Baumstämme aus dem Odenwald zum Neckar transportiert werden konnten, die dort zu riesigen Flößen zusammengebaut wurden. 

Zusätzliche Bedeutung erlangte die Steinach im 18. und 19. Jhdt. als einziger Bach in Europa, in dem sich künstlich eingesetzte Süßwasser-Flussperlmuschen ca. 200 Jahre lang gehalten, vermehrt und auch echte Perlen produziert haben. Auf Anordnung des Heidelberger Kurfürsten Carl Theodor wurden die Perlmuscheln aus einem bayerischen Bach geholt und zwischen Schönau und Heiligkreuzsteinach eingesetzt. Die Perlmuscheln fanden in der Steinach ideale Bedingungen und verbreiteten sich beinahe bis zur Mündung. 1880 wurde ihre Zahl auf ungefähr 50.000 Exemplare geschätzt. Danach begann durch sich ändernde Umweltverhältnisse das Absterben der Bestände. 

Das über einen ehemaligen Mühlgraben abgeleitete Steinachwasser  trieb auch die ehemals 5 in der Stadt vorhandenen Mühlen an, darunter eine Lohmühle in der aus getrockneter Eichenrinde dass für das Gerberhandwerk notwendige Lohmehl gemahlen wurde. 

Gerberhandwerk in Neckarsteinach 

Ersterwähnung eines Lohgerbers 1406. Über 5 Jhdt. bedeutender Handwerkszweig nach der Schifffahrt und Fischerei.

Gemahlene Eichenrinde (Lohe) gemischt mit weichem Wasser ergibt die Gerbbrühe, in der die Tierhäute ca. 18 Monate bis zur Umwandlung in Leder liegen mußten. Um 1805 gab es 17 Rot- und 5 Weißgerber.  Um 1900 durch gerbstoffreichere Importrinde und Einführung der Chromgerbung Rückgang des Gerberhandwerks, dafür um 1880 Errichtung einer Lederfabrik. 1905 Gründung der Firma "Neckaria". Produktion eines hochwertigen Oberleders und mit 250 Mitarbeitern größter Arbeitgeber der Stadt. 1924 Übernahme durch die Firma Carl Freudenberg. 1973 Abriss der Lederfabrik und endgültiges Ende der 500jährigen Gerbertradition in Neckarsteinach. 

Zur Erinnerung stiftete die Bezirkssparkasse 1997 diese bronzene Gerberbrüste von der Künstlerin Marianne Wagner. Sie versteht ihr Kunstwerk als "Rest von der Vergangenheit" mit Beschränkung auf das Wesentliche, nämlich die gegerbte Haut von Gesicht, Brust, Armen und Händen, in deren Größe sich gleichzeitig der Schmerz über das verlorengegangene Handwerk ausdrücken soll. 

 

In der Rindenscheuer wurde die Rinde gelagert und in 5 heute nicht mehr vorhandenen Lohmühlen gemahlen. 

Das Giebelhaus mit Fachwerk ruht auf der Ostseite in Höhe des alten Wehrganges auf der Stadtmauer.

Nibelungengarten

Die Nibelungen-Parade im neuen Stadtpark besteht aus sechs auf mannshohen Sandsteinstelen montierten Sandsteinköpfen. Sie sollen die sechs wichtigsten Personen des Nibelungenliedes (Siegfried, Kriemhild, Hagen, König Gunther, Brunhild und Hunnenkönig Etzel) symbolisieren. Die Sandstein-Skulpturen wurden 1998 von Bildhauer Paul August Wagner  neu gestaltet. 

Kirchenstraße

  • Spitzsche Haus
    1755 im spätbarocken Stil erbaut. Es handelt sich um einen Giebelbau im Patrizierstil. Erinnert an das verzweigte Handwerk der Gerber.
  • Schönauer Hof
    Es handelt sich um einen ehemaligen Hof, wahrscheinlich eine Niederlassung des Klosters Schönau (etwa 16. Jh.). Diese einstige Hofanlage bestand aus drei Wohngebäuden und einer Scheune. Die Anlage wurde von 1981 - 1984 saniert, renoviert, erneuert und zu 13 altengerechten Wohnungen umgestaltet.
  • Katholische Kirche
    1907 - 1908 erbaut im neubarocken Stil. In der Kirche ist eine reiche Ausstattung, z. B. Hochaltar, marmoriertes Holz, um 1750, Josefs- und Muttergottesaltar, 1711, dreiteiliger Beichtstuhl, 1710 - 20, Orgel, 1974, hat 16 Register und 1240 Pfeifen. Im Turm (1961 erbaut) sind vier Glocken.
  • Evangelische Kirche
    1481 - 1483 erbaut im spätgotischen Stil. Von 1662 - 1908 Simultankirche für lutherische, katholische und reformierte Gottesdienste. Im Schiff befinden sich Grabmäler und Epitaphien der Landschaden. Die Kirche gilt als museales Kleinod der Stadt.
  • Kirchenbrunnen
    aus dem Jahr 1790. Er wurde aus graugrünem Sandstein gehauen. Er enthält eine achtseitige Biet mit pyramidenförmigen, von gedrungenem Balluster gekröntem Stock. Vier von geschweift geschmiedeten Armen und Konsolen liefern das Wasser.

Namen erscheinen beim anklicken des Bildes. 

Rathaus

1835 - 1837 im klassizistischen Stil erbaut. Das vorherige Rathaus, ein Renaissancebau von 1751, ist 1833 beim Ausräuchern eines Wespennestes abgebrannt. Daher sind die Neckarsteinacher als die „Weffzen“ bekannt. Das erste Rathaus wurde 1381 im gotischen Stil erbaut. Das nächste Rathaus wurde 1591 in der Gerbergasse erbaut.

  • Hausfassade in der Hauptstraße
  • Bligger von Steinach, ein deutscher Minnesänger (vermutlich 1174-1209) und rheinfränkischer Edelherr mit Sitz zu Neckarsteinach
  • Brunnen. 
  • Neckarsteinach hatte bis 1800 drei Stadttore: das „Schönauer Tor“ in der Kirchenstraße, dessen Ostseite an dem Haus Nr. 19 noch erhalten ist; das „Neckargemünder Tor“ und das „Hirschhorner Tor“ bestehen nicht mehr.  Die Tore entstanden mit dem Bau der Stadtmauer 1360 - 70.  

Quellen: Infotafeln und Seiten der Stadt Neckarsteinach


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