Wir sind neugierig auf das Frühstück, das gelobt wurde. Es war suuuperlecker, so eine Auswahl haben wir noch nicht erlebt. Wir schlagen uns den Bauch voll, uns ist es egal, dass das beim radeln nicht so ideal ist. Wir haben gut geschlafen, hier stimmt einfach alles, unser Tophotel auf der Reise.
Bevor wir uns auf Tour begeben, radeln wir nochmals zum Schloßplatz:
Auf dem Weg zum Schloßpark muss ein Fotostopp sein - eine
Isetta
eine Ikone der Automobilgeschichte. BMW benötigte Mitte der 50er Jahre dringend ein neues Modell das schnell Umsatz erzeugt. Die Lösung fand BMW 1954 auf dem Turiner Autosalon. Der italienische Hersteller von Kühlschränken und Miniautos Iso Rivolta stellte ein Dreirad mit einer großen Fronttür und einem 1 Zylinder Viertaktmotor aus: die Iso Isetta. BMW erwarb die Lizenzrechte und die Produktionsanlagen. Die Original Isetta besitzt nur 3 Räder, die deutsche Version hat 4 Räder. 12 PS - 2,28 m lang - 350 kg leicht. Die Isetta, liebevoll Knutschkugel genannt wurde zum Kassenschlager. 1962 wurde die Produktion eingestellt. Quelle: bmw/de/geschichte-bmw-isetta
ISO Rivolta existiert nicht mehr, bis 1974 die Herstellung von Sportwagen, Kleinwagen und Motorrädern. 1972 (Ölkrise) geriet das Unternehmen in Schieflage, 1973 Verkauf an den in New York ansässigen Ivo Pera. Ein Jahr nach Übernahme wurde der Betrieb zahlungsunfähig und liquidiert.
Römische Badruine im Schloßpark
die besterhaltene Römertherme nördlich der Alpen. Der Schloßpark zählt zu den baumartenreichsten Kurparks Deutschlands. Der Gartendirektor von Schwetzingen, Johann Michael Zeyer, gestaltete zwischen 1824 und 1828 einen kleinen Park mit englischen Stilelementen. Erweiterung im 19. Jhdt. 1952 erwarb das Land das Areal vom Haus Baden. Die Ruinen der Badeanlage wurden bereits 1874 freigelegt. Das Schutzdach der Ruinen wurde in den 1950er Jahren baufällig. Ein Neuentwurf der aus Stahl und Glas besteht, 68 x 40 Meter groß mit 1.725 Glastafeln überspannt seit 2001 die Badruine.
Der Weg führt zurück nach Mülheim, herrlich wenn die Tour mit Bergabwärts beginnt :-) Über Hügelheim und Dattingen nach
Laufen
Ortsteil der Stadt Sulzburg, Hier befindet sich eines der ältesten Weingüter des Markgräflerlands, dass für seine Qualitätsweine bekannt ist. Auf unserem Weg durch den Ort kommen wir an der Johanneskirche vorbei. Die evangelische Pfarrkirche wurde wahrscheinlich nach Plänen von Heinrich Hübsch zwischen 1852 und 1856 gebaut und ersetzte die mittelalterliche Kirche. Vor der Kirche das Kriegerdenkmal des Laufener Künstlers A. Rieldin (1892 -1969).
Sulzburg
liegt im Sulzbachtal, mit einer über 1000 Jahren alten Silberbergbaugeschichte. 847 wird in einer Urkunde des Kloster Lorsch eine Siedlung namens "Sulzibergeheim" genannt. Auf dem Bergbaupfad kann man auf 5,7 km mit 15 Stationen die Geschichte dazu entdecken. In der ältesten Silberbergbauurkunde werden Silbergruben im Sulzburger Tal genannt. 1835 endgültiges Ende der Bergbautätigkeit im Sulzbachtal. Das Bergbauareal ist als schützenswertes Denkmal eingetragen.
Das Landesbergbaumuseum, in einer ehemaligen Kirche, ist seit Oktober 2023 geschlossen, eine Wiedereröffnung in neuen Räumen ist geplant.
1283 wurde Sulzburg zur Stadt erhoben, das Wappen der Stadt zeigt eine Bergbaudarstellung und ist das älteste deutsche Stadtsiegel das den Bergbau thematisiert.
An der Längsseite des Rathauses gibt es ein öffentliches, kostenloses WC. Das Gebäude wurde 1831 - 34 vom Weinhändler Christoph Friedrich Sexauer erbaut und war bis 1962 im Familienbesitz. 1995 - 99 saniert und heute Sitz der Stadtverwaltung.
St. Cyriak
Die Klosterkirche wird 993 erstmalig urkundlich genannt und gilt als eine der ältesten Kirchen Deutschlands. Der Turm gebaut zu Beginn des 11. Jhdt. ist der älteste erhaltene Turm Südwestdeutschlands. Die Basilika zu Ehren des Märtyrers St. Cyriak wurde zunächst als Kanonikerstift erbaut. Nach der Vergabe des Klosters an das Bistum Basel wurde das Kloster von Benediktinerinnen bewohnt. Zwischen 1280 und 1310 Erweiterung der Kirche, die Holzdecke ist von 1510. Durch die Einführung der Reformation 1555 endete die Doppelnutzung als Kloster- und Pfarrkirche. Bei dem Klosterbrand 1769 fielen sämtliche Klostergebäude weg. Nach dem Bezug der neu erbauten Stadtkirche wurde die Kirche nicht mehr oder als Lagerraum benutzt. In den 1950er Jahren entdeckte Karl List dieses bedeutende Bauwerk und in Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden wurde die Kirche renoviert. 1963 wurde St. Cyriak wieder zur evangelischen Gemeindekirche. Letzte umfassende Restaurierung 2009. Quelle: evangelische Kirche Sulzburg
Karl List (31.1.1905 - 2.12.2005), Lahr, war in seiner Freizeit ehrenamtlicher Mitarbeiter des staatlichen Amtes für Denkmalpflege und erhielt 1962 eine feste Anstellung. Er hat sich mit Leidenschaft um die Klärung historischer Zusammenhänge gekümmert (so wie auch hier in Sulzburg).
Der Friedhof schliesst sich an die Kirche an.
Ehemalige Synagoge
1727 Sulzburg wird Rabbinatssitz für die oberbadischen Juden. Die Synagoge wurde 1821 - 22 von Johann Ludwig Weinbrenner erbaut, 1879 Renovierung. Durch die Enge der umgebenden Häuser blieb sie von der Niederbrennung in der Kristallnacht am 10.11.1938 verschont, Inventar und Fenster wurden zerschlagen. Danach diente sie als Lagerplatz, Stallung oder Kleinfabrik. Durch die Initative des Landesdenkmalamtes, eines emigrierten jüdischen Sulzburgers und dem damaligen Bürgermeister Hochstatter gelangte das Gebäude Mitte der siebziger Jahre in städtischen Besitz und wurde als Kulturdenkmal und Gedenkstätte restauriert. Jeden ersten und letzten Sonntag im Monat von 16 - 18 Uhr geöffnet.
Der Gedenkstein befindet sich auf dem Gelände von St. Cyriak.
Einen Specht konnte ich auch einfangen :-) Bei dem Haus sind die Wasserzeichen unterhalb des Daches interessant. Wir verlassen Sulzburg wieder durch das aus dem Mittelalter stammende Stadttor
Der Blick auf unser nächstes Ziel:
Der erste Weg führt uns auf den 375 m hohen Schlossberg mit
Burg Staufen
Die Burg wurde von den Herren von Staufen erbaut. In einer Urkunde wurde die Burg Staufen 1248 erstmals erwähnt. Um 1400 kam Staufen zu Vorderösterreich. 1602 erlosch mit Georg Leo von Staufen das Geschlecht der Herren von Staufen, Burg und Stadt fielen an Österreich. 1607 war die Burg nicht mehr bewohnt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg von schwedischen Truppen besetzt, 1632 angezündet und zerstört. 1896 wurde die Ruine von der Stadt Staufen von der Familie Mentzingen erworben und anschließend renoviert. Die Freiherren von und zu Mentzingen sind ein Kraichgauer Adelsgeschlecht. Das Wasserschloss Menzingen (Landkreis Karlsruhe) war bis zur Zerstörung durch einen Fliegerangriff im April 1945 eine der besterhaltenen spätmittelalterlichen Tiefburgen. Fotos vom Wasserschloß bei einem früheren Besuch ⇒ Wasserschloß Menzingen
Die Aussichten steigern sich :-) der Blick nach oben, durch's Fenster und von der oberen Etage
Staufen - Die Fauststadt
Johann Georg Faust, war der berühmteste Einwohner Staufens. Alchimist, Wunderheiler und Magier, vermutlich von Burgherr Anton von Staufen als Goldmacher angestellt. Faust kam 1539 bei einer Explosion in seinem Zimmer im Gasthaus Löwen ums Leben, man vermutet eine chemische Explosion.
Staufen hat einen mittelalterlichen, denkmalgeschützten, autofreien Stadtkern. Negativ bekannt ist Staufen für die Risse in den Gebäuden. 2006 begann die Generalsanierung des historischen Rathauses mit Nutzung von Erdwärme (Geothermie). 2007 wurden sieben bis zu 140 Meter tiefe Erdwärmesonden gebohrt. Wenige Wochen später bildeten sich Risse in den Gebäuden der Altstadt. Bis 2009 hob sich der Untergrund im Bereich der Rathausgasse bis zu 11 Millimeter je Monat. 2009 begannen Sanierungsmaßnahmen. Heute weiß man, dass undichte Erdwärmesonden für die Hebungen verantwortlich sind.
Auf dem Marktplatz treffen wir zufällig das Schweizer Paar, sie empfehlen uns das Cafe Decker, etwas entfernt vom Marktplatz. Wir haben Glück, ein Tisch wird gerade frei und als Belohnung für die Burganfahrt gibt es leckeren Kuchen mit Kaffee. Vollste Empfehlung auch von uns.
St. Georgen
Stadtteil von Freiburg. Der Stadtteil wurde 1938 zwangseingemeindet. Der Beschluß wurde nach dem zweiten Weltkrieg nicht rückgängig gemacht.
Storchenbauernhaus
1594 als Staffelgiebelhaus erbaut. In der "Schlacht bei Freiburg" 1644 diente das Haus dem bayerischen Generalfeldmarschall v. Mercy als Hauptquartier, wird daher auch Mercy-Haus genannt. Quelle: Infoschild
Gegenüber eine Radleihstation und Reparaturstation.
Freiburg
auf dem Rückweg zum Hotel kurzer Stopp beim Hauptfriedhof. Der Friedhof wurde 1872 angelegt, die Einsegnungshalle 1899 eingeweiht.
Wir übernachten wieder im Adagio Aparthotel Access.
Resümee zur Tour:
Wir buchten die Tour beim Originalanbieter Radweg-Reisen, den wir empfehlen können. Die Organisation im Vorfeld und bei der Tour war sehr gut. Mit der Auswahl der Hotels, mit einer Ausnahme, waren wir sehr zufrieden. Leihräder werden angeboten. Was wir so nicht kennen, dass gpx-Dateien teilweise nicht zur Tourbeschreibung im Heft passen. Zwei Touren wurden zwischenzeitlich auf der Anbieterseite angepaßt. Für diese Tour gibt es 2 Varianten: eine einfache und eine hügelige. Unsere hügelige Tour war nicht als gpx verfügbar, wäre angebracht es gibt auf dieser Strecke wenig Radwegweiser. Da wir das bisher so nicht erlebten, überprüften wir das auch nicht vor der Reise.
Für Personen die auf den Touren abkürzen wollen, gibt es gute Infos zu den Bahnmöglichkeiten im Tourenbuch.
Wir bleiben noch in Freiburg und erkunden die Umgebung - demnächst Fotos.