Industriedenkmäler Zeche Hannover in Bochum und Flottmannhalle in Herne

Aufnahmen vom letzten Jahr bei unserer Rundtour durch das Revier

Zeche Hannover 

in Bochum. Mitte des 19. Jhdt. standen hier nur einige Bauernhäuser. Mit der Errichtung der Zeche für die Kohleförderung 1856 begann der Aufschwung und die Besiedelung der Region. 

Die Zeche Hannover ist ein gutes Beispiel für das damalige Erscheinungsbild der Grubenanlage. Neben der Maschinenhalle standen ehemals zwei Malakowtürme, heute ist einer erhalten. In diesen 30 Meter hohen Türmen waren die schweren Seilscheiben angebracht über die die Förderkörbe mit Arbeitern, Kohle und Material liefen. Ab den 1870er Jahren setzte man auf Fördertürme aus Stahl die den enormen Zugkräften besser standhalten konnten.  Stilllegung 1973 und größtenteils  Abbruch der Anlage.  Mehr Infos ⇒ zeche-hannover/geschichte

Warum heißt die Zeche Hannover wo sie doch in Bochum steht?

Carl Hostmann aus Celle war der Investor beim Bau der Zeche und benannte sie nach seiner Heimat Hannover.  

In der Maschinenhalle steht das älteste Exemplar einer Dampffördermaschine (1893) die am Originalstandort steht.  

Seit den Anfängen der Zechen gab es einen großen Bedarf an Arbeitskräften der aus der Umgebung nicht abgedeckt werden konnte. Aus ganz Westfalen, Hessen und dem Rheinland zogen Menschen ins Ruhrgebiet. Ausländische Investoren statteten die Zechen oft mit eigenem Personal aus, so kamen Tausende Iren, Briten, Belgier und Franzosen in die Region. Für die dazugehörende Industrie arbeiteten z.B. viele Italiener als Spezialisten. Neben ihrem meist notdürftigen Gepäck transportierten die Zuwanderer ein anderes wichtiges Gut in den Ballungsraum: ihre Kultur, mit der sie bis heute das Leben an Ruhr und Rhein bereichern.  

Bereits während des ersten Weltkrieges wurden Kriegsgefangene, vor allem Franzosen und Russen, ins Ruhrgebiet gebracht. Im zweiten Weltkrieg wurden nach dem Überfall auf Polen 1939 Kriegsgefangene und Zivilarbeiter zur Arbeit im Revier gezwungen. 1942 folgten Menschen aus der Sowjetunion deren Arbeitskraft bis zum Tode ausgebeutet wurde. Sie waren in eigens angelegten Lagern untergebracht, der Kontakt zur Bevölkerung war ihnen verboten. Rund 1 Million Menschen wurden während dem zweiten Weltkrieg zur Arbeit im Ruhrgebiet gezwungen.

Nach dem Kriegsende wurden dringend Arbeitskräfte für den Wiederaufbau benötigt.  Mehr als 600.000 Flüchtlinge und Vertriebene, hautpsächlich aus den ehemaligen Ostgebieten und Polen kamen ins Ruhrgebiet um im Bergbau, in der Schwerindustrie oder der Textilindustrie zu arbeiten.        

mehr zum Thema Migration im Ruhrgebiet ⇒ zeche-hannover/themenschwerpunkt-migration


Flottmann-Hallen 

in der Straße des Bohrhammers 5 in Herne

Das Jugendstilensemble mit den Hallen, entworfen von den Architekten Schmidtmann und Klemp, beinhaltete die Ausstellungs- und Versandhalle, die Schmiede und die Schlosserei und entging, als einziger Bestandteil der ehemaligen Flottmann-Werke, der Abrissbirne.  1984 wurde es unter Denkmalschutz gestellt und von der Stadt übernommen. Heute sind die Flottmannhallen mit Festivals, Konzerten und Bühnenprogrammen ein bedeutender Kulturstandort der Region. 

Die Geschichte der Flottmann-Hallen entspricht der Geschichte des Ruhrgebiets im 20. Jhdt.: vom rasanten industriellen Aufstieg  zum schleichenden Niedergang in Folge der Bergbaukrise und dem Strukturwandel. 

Heinrich Flottmann erfand den Druckluft-Bohrhammer mit Kugelsteuerung der zum wirtschaftlichen Erfolg führte und an der Mechanisierungswelle im deutschen Steinkohlebergbau einen  wesentlichen Anteil hatte.  Nach einem Brand im ersten Firmensitz in Bochum wurde das Werk 1902 in Herne auf freiem Feld gebaut, mit 30 Beschäftigten begann die Produktion. Herne wurde als "Stadt der Bohrhämmer" bekannt. Heinrich Flottmann gelang es mit einer guten Bezahlung eine treue Facharbeiterschaft zu bekommen. Die "Flottmänner" identifizierten sich mit ihrem Betrieb. Im März 1939 arbeiteten im Herner Stammwerk über 1.500 Menschen. Mit dem Zechensterben seit den 1950er Jahren begann der Abschwung, 1983 verließ man das Werkgelände und wenige Jahre später verschwand der Name aus dem Wirtschaftsleben.         

mehr Infos zur Geschichte ⇒ flottmann-hallen.de/Historie

Das Jugendstiltor 

nach einem Entwurf des Künstlers Carl Weinhold, markierte jahrzehntelang den Eingang zu den Flottmannwerken. 1968 übergab die Flottmann AG das einzigartige Kunstwerk der Stadt Herne als Geschenk.  2010 kehrte es nach aufwendiger Restauration in den Außenbereich der Flottmannhallen zurück. 

 

  Quelle: Infoschilder  

Übersicht der Tour


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