Frisch gestärkt mit einem reichhaltigen Frühstück, verlassen wir Lübeck, das nun auf meiner "da-will-ich-nochmals-hin"-Liste einen Platz bekommt. Unsere gebuchten Räder vom Reiseveranstalter stehen vor Ort in der frei zugänglichen Tiefgarage beim Hotel.
Die vorgeschlagene Strecke, über den Herrentunnel mit Bus-Shuttle, wollen wir nicht fahren und so planten wir den Alternativweg entlang der Trave, durch den Waldhusener Forst, über Pöppendorf und Ovendorf nach Travemünde. Nun heißt es bei den Radwegweisern aufpassen, damit wir nicht beim Herrentunnel landen und für die 24-Gang-Schaltung benötige ich Eingewöhnungszeit bis ich sie wieder im Griff habe. Das Fotografieren gerät in Vergessenheit :-) schade, es ist landschaftlich eine sehr schöne Strecke und angenehm zu fahren.
Wir erreichen Lübecks schönste Tochter, das Ostseeheilbad
Travemünde
Travemünde ein ursprünglich kleines Fischerdorf wurde 1187 gegründet und lebte sehr lange ausschließlich von der Fischerei und der Schifffahrt. 1329 kauften die Lübecker das Dorf um sich die Zufahrt zum Lübecker Hafen zu sichern. Ende des 18. Jhdt. plante man aus dem Fischerdorf ein Seebad zu machen. Um 1824 der erste Ansturm auf das Ostseebad. Die Dampfschiffe mit den (reichen) Passagieren kamen. Quelle und mehr Infos: luebeck.de/travemuende/geschichte
Die Promenade ist den Fußgängern vorbehalten und wir schieben unsere Räder.
Otto-Timmermann-Brunnen
aus Bronze von Leo Wirth, 1956 in Bad Mergentheim (Hohenlohe) geboren, lebt in Weikersheim.
Der Brunnen steht auf dem Platz vor der St. Lorenz-Kirche. Der Erwachsene ist das Abbild von Otto Timmermann (1916-2008) der hier lebte, als Dichter und Erzähler bekannt war und dem man mit dem Brunnen zu Lebzeiten ein Denkmal setzte. Quelle: sh-kunst.de
In Travemünde setzen wir mit der Personenfähre "Norderfähre", die in der Nähe des Sandstrandes liegt, über nach Priwall. Die Fähre verkehrt alle 10 - 15 Minuten zwischen Travemünde und Priwall. Das Ticket für die Überfahrt bekommt man am Ticketautomat bei der Fähre. Die Einzelfahrkarte pro Erwachsener 1,70 €, pro Fahrrad 1,10 €. Mit Fahrzeugen erfolgt die Überfahrt mit der Priwallfähre im Ort.
Priwall
eine ca. drei Kilometer lange Halbinsel an der Travemündung, gehört seit 1226 zu Travemünde und war zu DDR-Zeiten nur über die Fähre zu erreichen. Die ehemalige geschlossene Grenze verlief hinter Priwall. Umfangreiche Infos zu Priwall hier ⇒ priwall.de
In Priwall liegt die
Passat
Die Viermastbark ist 1911 als einer der legendären "Flying-P-Liner" vom Stapel gelaufen und umsegelte bis 1957 die Welt, u.a. 39 mal Kap Hoorn umrundet. Die Flying-P-Liner wurden von der Hamburger Reederei F. Laeisz in Auftrag gegeben, die Schiffsnamen begannen alle mit "P" und die Schiffe waren für ihre Robustheit und Geschwindigkeit berühmt. Bei günstigem Wind war sie bis 18 Knoten schnell und trotzte der aufkommenden Konkurrenz der Dampfschifffahrt.
1957 wird zum Schicksalsjahr, die Pamir gerät im Nordatlantik in einen Hurrikan, 80 von 86 Mann Besatzung kommen ums Leben. Die Passat gerät in einen Sturm, die Ladung geht über, läuft Lissabon als Nothafen an und erreicht aus eigener Kraft unter Segeln Hamburg. Dort endet mit der letzten Reise der Passat die Ära der Frachtsegelschifffahrt.
1959 wird die Passat außer Dienst gestellt und von der Hansestadt Lübeck angekauft. Seit 1966 Museumsschiff, 1978 unter Denkmalschutz gestellt. Heute ist die Passat das Wahrzeichen von Travemünde. Quelle und mehr Infos: luebeck.de/viermastbark-passat/geschichte
Bei der Fähre entdecken wir ein Schwanenpaar mit ihrem Nachwuchs. Wow, ich staune, ALLE bleiben in respektvoller Entfernung und ruhig stehen, wir haben das leider schon anderst erlebt. (Aufnahmen mit 105mm und stark gecropt)
Direkt hinter Priwall beginnt das Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
Der Ostseeradweg verläuft oberhalb der Steilküste und alle ca. 500 - 700 m gibt es einen Strandzugang (Strand, FKK oder Hundestrand), meistens auch ein WC und einen Imbiss am Radweg. Der Radweg führt teilweise über Asphalt, Schotter und einmal auch durch eine Düne bei der wir das Rad schieben müssen (Radfahren verboten). Bei Warnkenhagen ist der Uferweg abgesackt und eine Umleitung ausgeschildert.
Boltenhagen
Ostseeheilbad. Hier sehen wir das erste Mal auf dem Weg die Ostsee in freier Sicht.
In der Zeit vor der Grenzöffnung war dieser Strand von Abends bis Morgens für Besucher gesperrt und streng bewacht. Wassersport war untersagt ⇒ spiegel.de/geschichte/ostseebilder-aus-der-ddr
Wir unternehmen einen Abstecher und radeln zum Yachthafen
Weisse Wiek
Seit 2008 bietet die südlichste Marina an der Ostsee mittlerweile 350 Liegeplätze für Boote mit einer Länge bis 60 m. Hier gibt es eine eigene Werft, temperierte Winterlagerhallen und eine große Außenfläche. Quelle und mehr Infos: boltenhagen.de
Herrlich, nach dauerndem Hoch und Runter seit Priwall, eine ebene Strecke. Beim Bistro Windstärke 10 eine Kaffepause mit leckerem Kuchen.
Die Freude über die ebene Strecke währt nur 6 km, dann führt der Weg wieder übers Land, das auf und ab beginnt ...
Wir erreichen unser heutiges Ziel die Hansestadt
Wismar
Unser Hotel Townhouse Stadt Hamburg, liegt direkt in der historischen Altstadt am Marktplatz. Der Fahrradkeller wird mit der Zimmerchipkarte geöffnet.
1229 erste Erwähnung von Wismar. Während des 30-jährigen Krieges erobert Schweden die Stadt. Mit Ende des 30-jährigen Krieges wird 1648 Wismar den Schweden zugesprochen. Im Schonischen Krieg wurde Wismar 1675 von den Dänen erobert und bis 1680 besetzt. Danach kam die Stadt wieder zu Schweden und wurde zur größten Festung Europas ausgebaut. Während des Nordischen Krieges unterlagen die Schweden den Dänen und die Festungsanlage musste abgerissen (geschleift) werden. 1803 geht Wismar per Pfandvertrag an das Großherzogtum Mecklenburg über. 1903 verzichtet Schweden auf die Einlösung des Pfandes und die Stadt wird endgültig dem Großherzogturm Mecklenburg eingegliedert.
Die Altstadt wurde während des Krieges wenig zerstört und 2002 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Quelle: Flyer der Stadt Wismar
Wismar wurde im Mittelalter ein wichtiges Mitglied der Hanse
Nach dem Abendessen auf der Hotelterrasse starten wir zu einem Abendspaziergang in Wismar. Fotos im nächsten Reisebericht.