Mitte August sind wir mit unseren Pedelecs und dem Zug nach Mannheim unterwegs. Heute lasse ich mich überraschen wohin mein Partner mich führt.
Den HBF Mannheim kenne ich aus früheren Zeiten und mit Rad ist es normalerweise einfach. Aufzüge von den Gleisen zur Unterführung sind vorhanden und funktionieren. Von der Unterführung zum Erdgeschoß sind die Rolltreppen außer Betrieb, in den Fahrstuhl passt kein Rad hinein. Viele Radfahrer sind nicht erfreut über die Situation vor Ort.
Tipp: Am Ende des Untergeschosses gibt es einen Ausgang zum Parkplatz und von hier führt auf einer schmalen Rampe aufwärts der Weg zum Ausgang. Der Weg eignet sich umgekehrt um in das Untergeschoß zu gelangen (Der schmale unscheinbare Weg links beim Haupteingang).
Es ist so viel Betrieb, dass ich keine Lust zum fotografieren verspüre und wir verlassen schleunigst den Bahnhofvorplatz.
Bei der Silberpappel
ein Naturschutzgebiet, dass 1983 mit 8,6 Hektar Größe ausgewiesen wurde um die rheinnahe naturhafte Altrheinschlut (Hagbauschlute) zu erhalten. Der Wald in der Flussaue weißt große Unterschiede zu einem "normalen" Wald auf und besitzt einen eigenen Namen: Auwald. Au bedeutet Wasser. Die Tiere und Pflanzen sind in ihrem Fortbestand vom Fluss abhängig.
Anfang des 19. Jhdt. war das heutige Naturschutzgebiet ein natürlicher Teil der Rheinaue. Der Einfluss der Menschen war noch nicht sichtbar und durch die regelmäßigen Hochwasser war das Gebiet für die Landwirtschaft uninteressant und wurde von Rodungs- und Siedlungsarbeiten verschont.
Im Jahr 1817 wurde der badische Wasserbaupionier Johann Gottfried Tulla beauftragt ein Hochwasserschutzprogramm zu entwickeln. Die Rheinschlingen wurden durchstochen, das Flussbett eingeengt, Hochwasserdämme gebaut und der Rhein zur Wasserstraße ausgebaut. Die Neckarauer Rheinschlinge sollte auch durchstochen werden, aber die Angst Preußens vor Hochwassern verhinderte den Durchstich und so blieb dieses Gebiet erhalten.
Den Namen hat dieses Gebiet von einer 250jährigen Pappel die hier einmal stand, sie wurde vom Blitz getroffen und ist im Winter 1928/29 erfroren. Quelle: Infoschild
Im TV gab es einen interessanten Film über die Begradigung des Rheins und das Leben von J.G. Tulla (Der Flussbaumeister), ich konnte nur noch diesen kurzen Film finden ⇒ Wie hat Tulla den Rhein begradigt ?
Großkraftwerk Mannheim
Hier kann man mit der Rheinfähre Altrip auf die andere Rheinseite übersetzen. Wir bleiben auf dieser Seite und fahren weiter. Im GKM wird durch die Verbrennung von Steinkohle Strom und Fernwärme erzeugt.
Der 30 meter hohe Wasserturm war früher ein Bestandteil der 1993 abgerissenen Sunlicht Seifenfabrik, erbaut ca 1904/10.
Die Sunlight Seifenfabrik wurde 1899 von dem Engländer William H. Lever gegründet. 1903 die Umwandlung in Sunlicht. 1907 ist das Werk der größte Seifenhersteller des Kontinents. 1911 die erstmalige Herstellung des Vim-Scheuerpulvers. Das erste Waschmittel waren die Lux-Seifenflocken. Für Wäschereien und Krankenhäuser ab 1913 das Waschmittel Nurpur. In den Jahrzehnten darauf kommt es immer wieder zu Fusionen, 1929 entsteht durch die Fusion von Unie und Lever der Name Unilever. Zu Unilever gehören z.B. in Heilbronn die Knorr-Werke. Am Standort in Mannheim wird Dove hergestellt, eine Seife die in über 50 Länder versendet wird.
Kurz nach Mannheim-Rheinau beginnt das Naturschutzgebiet
Backofen - Riedwiesen
Durch die Schwetzinger Riedwiesen geht es weiter Richung Ketsch.
Farbe, Modell, passt, die würde ich sofort gegen mein Pedelec tauschen 🏍
Ketsch
Erste Erwähnung im Jahre 1150. Gemeinde mit ca. 13.000 Einwohnern im Rhein-Neckar-Kreis. Auf unserem Weg die
Sankt Sebastian Kirche,
1905 nach den Plänen von Johannes Schroth erbaut (leider abgeschlossen).
Nach einer kurzen Eis-Pause, gegenüber der Kirche, fahren wir zur
Ketscher Rheininsel
über die Altrheinbrücke, Die Brücke wurde 1990 erbaut, ist 54 m lang, 9 m breit und besteht aus 380 Kubikmeter heimischen Douglasienholz.
Die Ketscher Rheininsel ist ein Naturschutzgebiet mit Auwald und ein beliebtes Naherholungsgebiet. Ca 490 Hektar groß, liegt zwischen Rhein und Altrhein. Auf einem ca. 7 km langer Weg kann man die Insel umrunden.
Wildschweingehege
Da wäre ich doch gerne ein Wildschwein :-)
Auf dem Rhein ist mächtig was los:
Die ersten Pilze entdeckt:
Insultheimerhof
ein Weiler der Stadt Hockenheim. Der Torbogen stammt aus dem 18. Jhdt. und stand früher an der Grenze zwischen Pfalz und Baden. Sanierung 2019
Neulußheim
Hier besichtigen wir den Bahnhof und steigen in die Bahn ein. Der Haltepunkt wurde bei dem Bau der Schnellfahrstrecke Mannheim-Stuttgart 1986 neu errichtet, auf den beiden äußeren Gleisen sausen die ICE's durch. Geplant von Architekt Gottfried Böhm, Preisträger des Pritzker-Preises. Die Brücke über den Gleisen ist 108 m lang. Handyfoto vom Partner, Sicht von der Kreisstraße aus:
Der Fahrstuhl von der Stadt zum Übergang funktioniert, der Fahrstuhl zum Gleis ist außer Betrieb. Mit den Rädern nach unten ist nicht so schwer und so geht es über 52 Stufen abwärts :-( Beim warten auf den Zug gibt es "heiße" Gespräche wegen den oft nicht funktionierenden Fahrstühlen. Die Fahrstühle wurden später angebaut und gingen Anfang September 2020 in Betrieb - 34 Jahre nach Eröffnung des Haltepunktes - Wie kann man so einen Bahnhof ohne barrierefreien Zu- Abgang planen ? Bereits bei der Planung des neuen Übergangs hat es Menschen mit Rollstühlen, Rollatoren, Kinderwagen gegeben ! Ist das "schicke" Aussehen wichtiger als Sicherheit ? Wer mit Rollstuhl auf diesem Bahnhof aussteigt und vor dem nicht funktionierenden Fahrstuhl steht, hat keine Chance von dem Bahnhof weg zu kommen und wartet ca. eine halbe Stunde bis er mit dem nächsten Zug den Bahnhof verlassen kann.
Falls der Fahrstuhl zur Stadt nicht funktioniert, kann man den Bahnhof über den entgegen gesetzten Ausgang Richtung Friedhof ebenerdig verlassen.
In Mannheim steigen wir auf dem gleichen Gleis nach einer kurzen Wartezeit in den nächsten Zug nach Hause um. Der Zug wird mit jeder Station voller. Eine Mutter mit Kinderwagen und 2 kleinen Kindern steigt ein, die Klappsitze sind von Passagieren ohne Anhang besetzt. Freundlich bitte ich diese sich einen Platz im Zugabteil zu suchen und der Familie Platz zu machen. Nach einem blöden Spruch zur Hautfarbe, wird der Platz freigegeben. Mit Dummheit kann man nicht konkurrieren, ich bleibe ruhig. Für die Kinder gelingt es mir mein Rad so zu sichern, dass wir hinter und neben dem Rad sitzen können.
Später steigt eine "feine Dame" mit hiesigem Dialekt ein, stellt mein sicher stehendes Rad mitten in das Radabteil und setzt sich auf den Klappsitz neben mir. Nun wünsche ich mir, ich hätte mittags kräftig Knoblauch gegessen ...
Ein Mann schimpft auf Radfahrer, beim aussteigen nochmals, da reißt mir dann doch die Hutschnur und ich gebe ihm den Ratschlag "wenn sie Sport machen würden, wäre ihr Bauch nicht so groß und nimmt den anderen den Platz weg"
Sorry, aber die Bahn erlaubt das Mitnehmen von Rädern und bietet dafür Platz an, wir zahlen unsere Tickets wie Jeder und je nach Vorgabe zahlen wir auch für die Radmitnahme. Was ist der Unterschied zu einem Karren mit Verpflegung und Bierkisten? Dieser steht auch im Abteil, da gibt es keinen Protest.