Das Fabrikgut Hammer ist eine der bedeutendsten Anlagen einer mittelalterlichen Industriesiedlung in Europa. Seit 1492 wurden im Hammerwerk bis zur Zerstörung im zweiten Weltkrieg Messingprodukte hergestellt. Die dünnen Messingfolien wurden bis in den fernen Osten transportiert wo sie indischen Tempeln goldenen Glanz verliehen.
Die Arbeiter der Hammerwerke waren seit dem 16. Jhdt. mit einem vorbildlichen Sozialwesen abgesichert. Nach einer dreijährigen Ausbildung und dem Gelübde nichts zu verraten, waren sie unkündbar. Bei Arbeitsunfähigkeit und im Alter gab es eine Pension und die Wohnungen durften weiterhin kostenlos bewohnt werden. Witwen und Waisen oder uneheliche Kinder wurden unterstützt und gefördert. Bei Arbeitsmangel erfolgte Lohnfortzahlung. Die Arbeiter durften sich einen Nebenverdienst als Schmied, Zimmerleute oder Maurer verschaffen. Kostenlos standen Hebamme und Gemeindediener zur Verfügung. Eine Zeitung, Vorläufer der heutigen Tageszeitung, durften und konnten die Arbeiter lesen.
Die Beschäftigten verfügten über gute Wohnverhältnisse, jede Familie besaß eine heizbare Stube, eine Kammer und einen Bodenraum. Die Stube wurde kostenlos in der Zeit vor Pfingsten, der Kirchweih, ausgetüncht und der Ofen ausgebessert. Zu jeder dieser mietfreien Wohnungen im Unter- oder Obergeschoss gehörte ein eigener Eingang.
1661 Erteilung der Genehmigung zum Ausschank von Bier und Wein an die Hammerarbeiter und 1687 Errichtung des Wirtshaus.
Durch diese außergewöhnlichen Sozialleistungen zog es viele Menschen nach Hammer. 1820 war das Messingwerk Hammer vom Umsatz und auch von der Anzahl der Beschäftigten die größte Fabrik Nürnbergs und des Umlandes.
1691 wurden die Mühle von einer Schleif- und Kupferhammermühle in eine Messinghammermühle umgebaut. 1823 wurden je zwei Hämmer von vier Wasserrädern angetrieben. 1894 begann die Stromerzeugung und 1908 der Bau des Elektrizitätswerkes.
Während des englischen Luftangriffs vom 27./28. August 1943 wurde Hammer teilweise zerstört. 1944 Instandsetzung und Wiederinbetriebnahme des Wasserkraftwerkes. 1945 von US-Soldaten eingenommen. Der Wiederaufbau der Fabrik und der Werkswohnungen war geplant. 1958 wurde das Wasserschutzgebiet Erlenstegen durch die Stadt Nürnberg ausgewiesen und somit war es verboten bauliche Anlagen zu errichten oder zu erweitern. 1977 wurde Hammer mit einigen Ausnahmen von der damaligen EWAG gekauft. Die Bauten und Ruinen wurden unter Denkmalschutz gestellt. Die Gebäude wurden 1982 bis 1989 saniert und restauriert. Seit 1992 gibt es eine Ausstellung im Uhrenhaus.
Aufnahmen Sony 24-105 mm März 2022
weitere Beiträge von der Umgebung:
⇒ Bummel durch Nürnberg's Altstadt
⇒ Schloss Kugelhammer am Ludwig-Donau-Main-Kanal