Ende Februar mache ich mich mit dem Pedelec auf den Weg in den Kraichgau. Mein Hauptziel ist Reichartshausen für einen Besuch meiner Freundin.
Bad Rappenau
Im Kurpark der Lichtturm mit dem Salinensteg. Der Salinensteg mit dem 15 Meter hohem Lichtturm ist der Verbindungsweg zur S-Bahn und zum angrenzenden Salinengarten. Der Fahrstuhl ist barrierefrei.
Die umlaufende Treppe, ein Fotomotiv dass jedes mal auf meiner Karte landet, aber mich noch nicht zufrieden stellt. Heute ist das Weitwinkel dabei und irgendwie immer noch zu klein :-)
Jüdischer Friedhof
Ab 1881 bis 1944 wurden hier die jüdischen Bewohner von Bad Rappenau bestattet.
von Bad Rappenau führt parallel der Straße ein gut ausgebauter Radweg nach
Siegelsbach
die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1258. Die Gemeinde wurde 1972 bei der Kreisreform dem Landkreis Heilbronn (HN) zugeordnet, vorher gehörte sie zum ehemaligen Landkreis Sinsheim (SNH)
1939 begann hier der Bau einer Munitionsanstalt, nach Kriegsende amerikanische Besatzung, man vermutet, dass hier atomare Sprengköpfe gelagert wurden. 1987 der Ostermarsch von Heilbronn nach Siegelsbach. Übernahme der Anlage im Oktober 1993 durch die Bundeswehr, Aufgabe Ende 2010. Inzwischen wird das Gelände von Unternehmen als Lagerfläche genutzt.
Die Gemeinde hatte im Jahr 1939 ca. 750 Einwohner und nahm ca. 450 Heimatvertriebene und ca. 100 Evakuierte auf.
In der Hauptstraße das Historisches Fachwerkhaus aus 1910 mit Scheune aus 1834, die mit Wohnungen ausgebaut wurde. Beim Wasserturm der Blick Richtung Hüffenhardt, hier ahne ich noch nicht, dass meine Tour dort kurz vor dem scheitern steht :-)
Hüffenhardt
liegt im Neckar-Odenwald-Kreis (MOS) und hat ca. 2000 Einwohner. Auch Hüffenhardt gehörte bis zur Kreisreform zum ehemaligen Kreis Sinsheim.
Hier ist die Endstation der Krebsbachtalbahn die in Neckarbischofsheim Nord beginnt, Streckenlänge 17 Km, und vom Förderverein Krebsbachtalbahn betrieben wird.
Auf meinem Weg durch den Ort komme ich, nicht ohne ein Foto zu machen, an der ehemaligen Volksschule, 1895-96 vorbei. Nicht ahnend, dass ich zwei Minuten später total verärgert über meine Blödheit bin 😣 Die Schule passt nicht ins Weitwinkel und da ich seit kurzem ab und zu das Handy zum Fotografieren einsetze, lege ich die Kamera in den Rucksack zurück und richte mein Handy auf das Gebäude. Freu, die Schule passt auf's Handy, klick und oh Schreck ein Knall hinter mir. Ich drehe mich um, kann nicht sein, oh doch, das Rad ist umgefallen. Wenn man nicht auf die Gesetze der Schwerkraft achtet ... Erster Blick nach der Kamera, Glück gehabt, meine doppelte Absicherung: Fotorucksack der wiederum im Metallkorb liegt, hat sich bewährt, Kamera ist unbeschädigt. Fahrrad aufheben, Lenker, Pedale inspizieren, sieht alles gut aus, also weiter fahren. Es fährt nicht, das Rad blockiert, läßt sich auch nicht schieben. Erneut inspizieren, grrr die Strebe vom Vorderrad hat sich in das Reifenprofil gedrückt und blockiert. Nach einigen Minuten ist das Malheur beseitigt, teste Bremse, Schaltung und radle weiter. Ich grolle wegen der Unvorsichtigkeit und "belohne" die Radlerin mit Abschalten der Motorunterstützung, gnadenlos, die "Kraft" muss raus 😆
Kurz vor Bargen bin ich wieder im Wollenbachtal. Passend zu dem Tag, liegt einiges an Baumschnitt auf dem Weg, akrobatische Übungen mit dem Rad folgen inclusiv Äste die sich im Rad verhaken, was dazu führt, meine "Kraft" weiter abzuradeln.
über Flinsbach und Helmstadt geht es direkt nach
Reichartshausen
im Rhein-Neckar-Kreis, ca 2.000 Einwohner. Was ist heute los? der gewohnte Weg ist Baustelle, Straße aufgerissen, Umleitung fahren. Angekommen, Rad sichern und Besuch des
Ruhehain
Der Naturfriedhof "Ruhehain unter den Eichen" wurde am 17. November 2008 auf dem Heldenhain-Gelände eingeweiht. Der Heldenhain ist eine 1920 eingerichtete Gedenkstätte für die Opfer des ersten Weltkrieges. Erweiterungen des Friedhofes 2013 und 2019 auf etwa 4 ha. Dieser überregionale Naturfriedhof ist einer der ersten seiner Art und wird in Eigenregie der Gemeinde geführt. Der Ruhehain verfügt über zwei Andachtstellen, in der Mitte und seit 2013 am höchsten Ort des Ruhehains im "Garten des Wandels" ⇒ Ruhehain.Info
Den Ort lernte ich zwangsläufig kennen, hier ist meine Freundin begraben (viel zu früh). Eine Oase der Ruhe und Besinnung, nach ein paar Worten zu J. kehrt Ruhe in mir ein. Sie hat sich diesen Friedhof nach ihrer schweren Erkrankung ausgesucht, ihre Familie hat einen wunderschönen Platz für sie gewählt. Wenn die Bäume grün sind, blitzt die Sonne durch die Blätter auf ihren Platz. Schade, dass unsere gemeinsame Freundin (die vor ihr unerwartet verstarb) nicht hier liegt, sie ist im Friedwald begraben, wir kannten zu der Zeit nur den Friedwald. Der Friedwald gefällt mir nicht so gut. Es ist nicht wichtig was mir gefällt, wichtig ist, dass ihr Beide an Euren Wunschorten seid.
Kleine Stele mit Vogelfigur "Munin" im "Garten des Wandels"
Schutztier und Begleiter ins Jenseits des südgermanischen Gottes Wodan, schaut als Symbol der Erinnerung nach Osten zur aufgehenden Sonne und ist anwesend in jedem Sonnenuntergang
Beim Rückweg ein Schlenker Richtung Aglasterhausen, ich will den Radweg von hier nach Helmstadt, entlang der B292, nochmals fahren (den es in den 2000'er nicht gab). Der ehemalige Parkplatz in Fahrtrichtung Aglasterhausen wurde in der Vergangenheit gegen Grünfläche ausgetauscht. In Helmstadt das, unbewohnte und ramponierte, Bahnhofsgebäude an der S-Bahnstrecke Aglasterhausen - Meckesheim. Ab hier geht es entlang der Bahnstrecke und dem Schwarzbach, auf einem gut ausgebauten Radweg, Richtung Neckarbischofsheim.
Ein Stopp an der Gedenkstätte der zu Neckarbischofsheim gehörenden
Schwarzbachsiedlung
Hier befand sich ein Arbeitslager des Unterkommando des Lagers Neckarelz, Außenkommando des KZ Natzweiler, Elsass auch Natzweiler-Struthof genannt. Für die KZ-Häftlinge, D-B-Arbeiter und Zwangsarbeiter des Projekts "Goldfisch" brauchte man mehr Unterkünfte, teilweise fertiggestellt wie hier oder in Planung.
Nach dem Krieg wurden die Baracken zu Wohnungen um- und angebaut, die Schwarzbachsiedlung entstand.
Weitere Infos:
⇒ Vortrag über das KZ-Außenlager von Arno Huth in der Realschule Waibstadt
Neckarbischofsheim
Bei der Vorbeifahrt am Schloßpark mit einer schönen Lichtstimmung ein kurzer Fotostopp
mein letzter Fotostopp ist der
Fünfeckige Turm
der Rest einer Verteidigungsanlage die sich um die Stadt zog. Erbaut 1448 und 24 m hoch. Als die Türme und Mauern ihre strategische Bedeutung verloren, erhielt der Turm 1726 durch den Fachwerkaufbau mit Zeltdach die heutige Gestalt. Ende des 17. Jhdt. diente der Turm bis zur Neueröffnung eines Gefängnisses als Arrestlokal. Heute befindet sich im Turm der Odenwaldklub, die Schmitthennerstube und das Heimatmuseum. Quelle: Stadt Neckarbischofsheim
Weiter Richtung nach Hause über Obergimpern, Bad Rappenau und Bad Wimpfen. Kurz vor Bad Wimpfen werde ich unruhig, hat das Display oder die Anlage bei dem Sturz etwas abbekommen? Mein Diplay für den Ladezustand des Akkus zeigt immer noch 4 Balken an und bei den heutigen Temperaturen um den Gefrierpunkt soll der Akku schneller leer sein? Am Neckar angekommen die Beruhigung, Display funktioniert, der zweite Balken verschwindet. Ich stelle fest, mein Akku ist immer noch gut. Beruhigt radle ich den Rest des Weges.
Bin am überlegen ob meine Themen dieser Tour mit den heutigen unruhigen Zeiten oder mit meinem "fortgeschrittenen" Alter zusammenhängen. Mir ist vieles seit jungen Jahren bekannt, aber schon lange nicht mehr so bewußt daran gedacht.
Radstrecke:
Neckarsulm - Hüffenhardt - Reichartshausen - Neckarbischofsheim - Neckarsulm
82 Km ⬈943m ⬊958m ⤒305 üNN 🕐 4:45 Std (lt.teasi)