Mitte Juli vom Bahnhof in Neckargerach mit dem Pedelec gestartet. Neckargerach ist für die Margaretenschlucht bekannt, die besuche ich heute nicht. Vom Bahnhof geht es Richtung Waldsee. Mit der Ruhe am See ist an dem Tag nix, eine Schulklasse ist zwecks Unterricht am See.
Durchs Seebachtal mit dem Seebach der unweit von Wagenschwend auf 485 m Höhe entspringt und nach 13 km in Neckargerach in den Neckar mündet.
zu meinem nächsten Ziel, dem
Roberner See
ein angelegter See im oberen Seebachtal, der vom Seebach gespeist wird. Heute Naturschutzgebiet und ein beliebtes Naherholungsgebiet. Bis zum ersten Weltkrieg wurde hier die Flößerei bis zum Neckar betrieben. Der nahe gelegene Ort Robern wurde 813 erstmals erwähnt. Ursprünglich gehörte der Ort den Herren von Zwingenberg und später den Herren von Hirschhorn.
Roberner Mühle
eine ehemalige Wassermühle. Laut Auskunft des anwesenden Mannes wurde der Trienzbach bei der Mühle umgeleitet. Der alte Mühlradanschluss ist noch zu erkennen.
Über den Haidenbuckelweg geht es Richtung Elztal zur nächsten Mühle. Dieser Abschnitt ist ein Weg mit sehr grobem Schotter und im letzten Drittel ein aufgeweichter Waldboden.
Heidersbacher Mühle
vor ca. 250 Jahren als Mahlmühle gegründet, als Ruine 1946 von der Familie Felzmann gekauft und zu einem einzigartigen Landgasthof umgebaut. Vor vielen Jahren feierten wir hier die Hochzeit einer Schulkollegin.
ab der Heidersbacher Mühle geht es entlang der Elz auf geterrter Straße weiter. Unterwegs am Weg findet man das Gebet des Waldes:
Rittersbach
ein Ortsteil von Elztal, an der Elz liegend. Erstmals als Rodinsburon 783 im Lorscher Codex erwähnt. Ca 740 Einwohner.
Katholische Kirche St. Georg
1886 nach dem Vorbild der Kirche von Oberzell auf der Bodenseeinsel Reichenau, von Architekt Ludwig Maier aus Odenwälder Sandstein erbaut. Ludwig Maier war als Gehilfe an der Freilegung der Wandgemälde auf der Reichenau beteiligt. Der Freiburger Kunstmaler Fritz Kohlund übertrug die Pausen auf die Wände der Rittersbacher Kirche. Für die Chorwände gab es keine Vorlagen, hier hat F. Kohlund eigene Entwürfe aufgemalt.
weiter geht es auf dem Elztalradweg nach
Neckarburken
Ortsteil von Elztal. In der Lorcher Urkunde wurde der Ort 774 unter dem Namen Villa Borchheim erwähnt. Die Lorcher Urkunde war in der Zeit des Mittelalters wichtig zur Beweisführung und für das Recht. Neckarburken war ein bedeutender Ort mit zwei Kastellen am vorderen Limes. In den Kastellen waren Truppen stationiert die den Übergang der Elz über den Limes absicherten.
Durch den Ort führt die vielbefahrene B27. An der B27 befinden sich die Ausgrabungen vom Römischen Militärbad, ca. 100 - 260 n. Chr. Geb., ausgegraben und restauriert 1974 - 1976 und ein Kastelltor.
am Wegesrand entdecke ich diese Steinfiguren der Firma Werner Stang, Mosbach
Die Elz mündet bei Neckarelz in den Neckar.
Neckarelz
Stadtteil von Mosbach. Mit Abstecher zu meinem Lieblingsbäcker mit Café, dass muss immer sein wenn ich in der Nähe bin :-)
Clemens-Brentano-Schule
Im Jahr 1908/09 als gemeinsame Volksschule für evangelische und katholische Schulkinder gebaut. Baumeister: Ingenieur Friedrich Epp aus dem Unterdorf, Ausbildung in Karlsruhe. Vor 1877 wurden die Kinder nach Konfession getrennt ausgebildet.
Von April 1944 bis Mai 1945 diente das Gebäude als Lager für die Gefangenen die im Obrigheimer Gipsstollen Flugzeugmotoren produzieren mussten. Zu spät erfuhr ich, dass meine verstorbene Tante, damals 17 Jahre alt, auch in dem Gipsstollen gearbeitet hat, heute würde ich ihr Löcher in den Bauch fragen.
Seit 1972, nach Aufnahme des Schulbetriebs im Auguste-Pattberg-Bildungszentrum, ist es eine reine Grundschule.
Hinter der Schule befindet sich in dem ehemaligen Gebäude der Comenius Förderschule die KZ-Gedenkstätte Neckarelz, geöffnet Sonntags von 14 - 17 Uhr. Quelle: Infoschild
Ehemaliger Betrieb Eisenguss
gegründet 1956. Die Eisenguss GmbH war ein mittelständischer Hersteller von Gussteilen. Presswerkzeuge für Karosserieteile, Armaturen, Bodenplatten, Maschinenständer und vieles mehr wurden hergestellt. Kunden waren u.a. die Automobilindustrie, Baumaschinenindustrie, der Fahrzeugapparate- und Armaturenbau. 53 Mitarbeiter waren beschäftigt. Ein hoher Wettbewerbdruck herrschte. 2018 musste die Firma Insolvenz anmelden. Das Aachener Unternehmen TS Henschel übernimmt den Betrieb und die meisten Mitarbeiter. Ende 2022 wird der Betrieb eingestellt.
Alter Bahnhof der Badischen Odenwaldbahn
aus Natursandstein erbaut. 1862 zuerst als Poststelle in Betrieb genommen. Über die ehemalige Eisenbahnbrücke führten die Züge aus Meckesheim und Obrigheim zu diesem vorläufigen Endpunkt, später wurde die Strecke bis Osterburken weitergeführt.
Mit Einweihung der Neckartalstrecke 1879, mit neuem Bahnhof am Hamberg, verlor dieser Bahnhof an Bedeutung und wurde stillgelegt.
Der Bahnhof Neckarelz, das Bahnbetriebswerk, die Bahnmeisterei und der signaltechnische Bereich beschäftigte nach 1920 über 500 Personen. Heute sind in dem vollautomatisierten Bahnverkehr nur noch wenige Personen beschäftigt. Quelle: Infoschild
Über das Fuchsenloch nach Neckarzimmern, über die Staustufe zum gegenüberliegenden Neckartalradweg. Der Übergang ist mit Fahrradrampe ausgestattet, das Rad lässt sich bequem den Schleusensteg hoch und auf der anderen Seite wieder runter schieben. Auf dem Neckartalradweg weiter Richtung Wohnort, mit einem Abstecher in
Haßmersheim - Alte Malzfabrik
der geläufige Name für das Bauwerk und der einzig erhaltene Teil des Reichsschwefelwerks, eine Fabrikanlage in der im Ersten Weltkrieg das für den Krieg wichtige Schwefel gewonnen werden sollte. Schwefel war ein wichtiger Stoff für die Herstellung von Schießpulver und wurde hauptsächlich aus Sizilien bezogen. Die Lieferungen blieben ab 1915 aus, als Italien in den Krieg gegen Deutschland eintrat. Mit der im Gips enthaltenen Schwefelsäure sollte das Element extrahiert werden. Erste Versuche waren vielversprechend und so entschied man sich für Haßmersheim als Standort für die zukünftige Fabrik, da es hier und in der näheren Umgebung große Gipsvorkommen gibt. Baubeginn 1916 durch BASF (Ludwigsburg) und DEMAG (Duisburg) Weit über 2500 Menschen waren mit dem Aufbau beschäftigt, auch Kriegsgefangene aus Frankreich, Belgien und Russland mussten hier arbeiten. Ein Rangierbahnhof wurde angelegt.
Das Ergebnis im Großbetrieb war ernüchternd. Als der Krieg endete, wurde der Betrieb eingestellt und die DEMAG demontierte große Teile der Anlage. 1921 erwarb die BASF das Areal. Der Silobau wurde 1956 an die Fa. Max Kwasny verkauft, die hier eine Malzfabrik installierte, nach einem Brand 1998 wurde die Anlage aufgegeben.
Das denkmalgeschützte Gebäude steht seit 2002 leer, zeitweise findet Samstags ein Flohmarkt im Gebäudeinneren statt. Mehre Versuche das Gebäude zu nutzen scheiterten. Zuletzt hieß es, dass es 2017 verkauft wurde und hier Wohnungen entstehen sollen. Nach meinem Eindruck sieht das Gebäude noch genauso aus wie vor vielen Jahren.
Das Gebäude verfügt über ca. 4500 qm Nutzfläche, ist fast 40m hoch, verteilt auf 5 Stockwerke und ca. 10m hohe Silos im Gebäudeinneren.
Das restliche Gelände wurde an die Gemeinde Haßmersheim verkauft, die beiden Schornsteine wurden gesprengt, Gebäude abgerissen und die Reste der im Zweiten Weltkrieg gesprengten Eisenbahnbrücke beseitigt. Industriebetriebe und Wohnungen wurden auf dem Gelände gebaut.
vorbei an Heinsheim und Bad Wimpfen (beide Landkreis Heilbronn) geht die Fahrt nach Hause.