Mitte August fahren wir mit dem Zug von Neckarsulm über Neckargemünd zur Haltestelle Heidelberg-Altstadt. Heidelberg begrüßt uns mit Regentropfen. Von Bahnhof geht es zu Fuß weiter. Über die Neckarbrücke am Karlstor
führt uns der Weg die Hirschgasse am Heiligenberg hoch bis zur Abzweigung Philosophenweg, dieser teilt sich bei der Odenwälder Hütte in den Oberen und Unteren Philosophenweg.
Der Heiligenberg überragt das Neckartal um ca 330 Meter. Mit dem Königstuhl auf der Neckar-Südseite bildet er den südwestlichsten Punkt des Buntsandstein-Odenwaldes.
Bei dieser Tour bin ich von den alten Steinwegweisern angetan :-) Über den Oberen Philosophenweg geht es bis zum
Bismarkturm
nach dem Entwurf des Architekten Wilhelm Kreis erbaut 1902/03, renoviert 1986. Der Turm ist 15 m hoch, besitzt auf der Turmspitze eine Feuerschale mit 2,5 m Durchmesser und ist frei zugänglich. Die Aussicht auf die Stadt ist stellenweise durch Bäume beeinträchtigt.
Auf unserem weiteren Weg kommen wir am Aussichtspunkt Fuchsrondell vorbei und von hier gibt es eine klasse Sicht auf die Stadt.
Klosterruine Sankt Michael
"Es ist der Ort, von dem der Heiligenberg seinen namentlichen Ursprung hat, denn der Berg hieß im Mittelalter noch »Allerheiligen-Berg«, »mons omnium sanctorum« und war allen Heiligen geweiht. Der Name Heiligenberg knüpft an die Weiheformel an, unter der das alte Michaelskloster auf der hinteren Kuppe des Berges gegründet wurde: »...zu Ehren des heiligen Erzengels Michael und aller Heiligen«
Bauherr der ersten Kirche um das Jahr 870 war vermutlich Abt Thiotroch von Lorsch. Erst im Jahr 1023 wurde Sankt Michael in jener Lage errichtet wie es aus den Fundamentresten hervorgeht.
Abt Reginbald, der später Bischof von Speyer wurde, ließ das Kloster unter Verwendung karolingischer Bauteile neu bauen. Im Jahre 1070 wurde Abt Friedrich von Hirsau im Kloster beigesetzt (Grabplatte in der Krypta der Basilika). Somit wurde das Kloster zu einem Wallfahrtsort (nicht kanonisiert).
Noch im 11. Jahrhundert ging vom Michaelskloster die Gründung eines Tochterklosters an der vorderen Kuppe des Heiligenbergs aus. Es handelte sich hierbei um das Stephanskloster. Die drei letzten Mönche im Michaelskloster wurden im Jahr 1503 in ihren Betten vom einstürzenden Vierungsturm der Kirche erschlagen. Das Kloster wurde aufgelöst und fiel in Vergessenheit.
Im Jahr 1589 beschloss der Senat der Universität Heidelberg, die Klöster abzureißen und die Steine zu verkaufen. Aber nichts geschah, wie Merians Stich aus dem Jahr 1645 zeigt. Erst um das Jahr 1860 machte zum ersten Mal jemand auf die Reste mächtiger Steinwälle aufmerksam, die sich um die Kuppen des Berges zogen. Zunächst schrieb man sie römischer oder mittelalterlicher Zeit zu. Durch Grabungen stellte sich heraus, dass sie noch viel weiter zurück reichten." Quelle: www.heidelberg-marketing
Unterhalb der Klosterruine die
Thingstätte
ein Beispiel für nationalsozialistische Architektur. Nach dem Vorbild antiker griechischer Theater vom Reichsarbeitsdienst und Heidelberger Studenten in den Jahren 1934 bis 1935 errichtete Freilichtbühne. Thing ist ein Wort aus der altnordischen Sprache und bedeutet der Platz wo Recht gesprochen wird und sich das Volk versammelt.
Die Bühne war für Propagandaveranstaltungen geplant und wurde am 22. Juni 1935 vom Propagandaminister Joseph Goebels eröffnet. Der halbrunde Zuschauerbereich bietet Sitzplätze für 8.000 und Stehplätze für 20.000 Zuschauer in 56 Reihen die 25 Meter schräg ansteigen. Die Tontechnik war in der damaligen Zeit eine der modernsten. Bis 1939 fanden Feste zur Sonnenwende statt. Bald verlor man das Interesse an der Anlage und während des Zweiten Weltkriegs war die Thingstätte weitgehend ungenutzt und in den weiteren Jahren verfiel sie.
1987 Eröffnung der Freiluftkonzerte mit der 9. Symphonie von Ludwig v. Beethoven, Overtüre aus Fidelio. Weitere Konzerte, z.B. Udo Jürgens 1992, Placido Domingo, Montserrat Cabelle`` oder Andre´ Rieu 1995, fanden auf der Thingstätte statt.
In der Walpurgisnacht zum 1. Mai zogen bis zu 15.000 Menschen auf den Heiligenberg und feierten, es gab weder kommerzielle Verkaufsstände noch Licht, das Licht erhielt man durch große Holzfeuer. Bei der Feier 2017 kam es zu Zwischenfällen mit einem Schwerverletzten und einem Waldbrand. Seither sind von der Stadt Heidelberg Feiern ohne verantwortlichen Veranstalter untersagt.
Die Thingstätte ist heute ein Kulturdenkmal und frei zugänglich. Sie ist weder eingezäunt noch beleuchtet, es gibt keine sanitären Anlagen.
Der Weg zurück führt uns zur Ruine
Stephanskloster
1090 von Benediktinermönch Arnold gegründet. Im 16. Jahrhundert wurde das Kloster aufgelöst und verfiel. 1885/86 entstand aus dem Steinmaterial des Klosters der Aussichtsturm
Weiter geht es über Baum und Stein :-) den Berg hinab bis zum Philosophenweg und über den Schlangenweg zur Alten Brücke. Der Schlangenweg ist ein knapp 500 m langer Fußweg mit zahlreichen Serpentinen und einem Höhenunterschied von ca. 90 Metern. Er verbindet die Altstadt über die Alte Brücke mit dem ⇒ Philosophenweg.
Durch die Altstadt weiter bis zum Kornmarkt mit Bergbahnstation und zum Schloss. Davon mehr im nächsten Beitrag.
Das bei dieser Tour getestete Aufzeichnungsgerät hat zeitweise schlapp gemacht, mit den vorhandenen Daten auf komoot nachgeplant: Tour bei komoot anschauen